<![CDATA[BEILE RATUT - Blog]]>Wed, 15 May 2024 14:27:50 +0300Weebly<![CDATA[Glaubst du noch oder lebst du schon?]]>Sat, 19 Feb 2022 22:00:00 GMThttp://beile-ratut.de/blog/glaubst-du-noch-oder-lebst-du-schon
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<![CDATA[Sakramente]]>Mon, 31 Jan 2022 22:00:00 GMThttp://beile-ratut.de/blog/sakramente„Weil ich an Jesus glaube, bin ich erlöst.“ Der moderne „Christ“ ist der Überzeugung, seine Unterschrift unter das christliche ABC, die bloße Zustimmung zu einer Aussage also, würde ihn auf magische Weise in einen Christen verwandeln; der moderne Christ meint, durch die Inhalte seines eigenen Denkens, Erkennens und Glaubens, Erlebens und Empfindens Christ zu sein. Die bloße Tatsache aber, dass er bestimmte Aussagen als wahr anerkennt, macht aus ihm oder aus uns längst noch keine Christen; und ohnehin schillern unter uns Modernen heute unterschwellig die tiefgehenden Zweifel im Hinblick auf die Glaubwürdigkeit der christlichen Glaubensinhalte: Jungfrauengeburt, Wundertaten, die Auferstehung Jesu und der Toten, und vieles mehr; all das ist gar nicht mehr unbedingter Teil des modernen Bekenntnisses.
 
Ist die Annahme, dass sich in uns selber etwas Entscheidendes ändern würde, nur weil wir bestimmte Fakten (factum = das Selbstgemachte) abnicken, eigentlich mit der Vernunft und Wahrheit Gottes vereinbar? Für uns westlich geprägte Menschen, für modernistische Rom-Katholiken genauso wie für Protestanten, stehen meist juristische Aspekte im Vordergrund, man richtet sein Augenmerk insbesondere darauf, dass Christi Sterben und Auferstehen unsere Sünde hinweggewaschen habe. Doch das ist zu kurz gedacht! Uns allen soll doch in Christus die Fülle des Lebens Gottes zugänglich sein! Ist das nicht viel mehr als eine juristische Richtigstellung, mehr als unser Denken, mehr als jedes Bekenntnis und mehr als unser Glauben?
 
Wenn es nur darum ginge, dass unsere Sünde weggespült ist, wäre es da nicht wichtiger, ohne Sünde weiterzuleben? Geht es in diesem neuen Menschsein dann bloß darum, wie eine Produktionsmaschine immer perfekter zu werden, um auf diese Weise glücklicher und moralisch sauber zu sein?
 
Die Kraft der Dritten Person Gottes kommt in diese Welt, nachdem Christi geschichtlich-körperliches Sein endete und er zum Vater auffuhr; diese Kraft vertritt Christus in allem und ordnet unsere gefallene und entstellte Welt, die doch weiter Gegenstand der Liebe Gottes geblieben ist, durch die Kirche und in der sakramentalen Welt der Kirche neu. Die natürliche Schöpfung gelangt erst als sakramentale Welt zu ihrem eigentlichen Selbst und zur höchstmöglichen Realität, ihrem letzten Sinn und ihrer wahren Fülle. Christus ist dabei das sich vervielfältigende Ursakrament, und die sieben Sakramente der Kirche sind jene Heilshandlungen Gottes, durch die wir in die im Christusleben gegründete neue Lebensform kommen. Das Leben eines Christen ist also nicht geprägt durch das, was er von sich und der Welt denkt und zu erkennen glaubt, nicht durch das, wovon er überzeugt ist, sondern durch das, was er tut, zu was er sich hinwendet, was er anbetet und liebt – das Ziel von allem und aller.
 
Der moderne Gottesdienstbesucher glaubt, es sei sein Glaube, der dazu führt, dass mit ihm und der Welt etwas geschieht – das aber wäre Selbsterlösung! Es ist der dreieinige Gott selbst, der in den sieben Sakramenten das eigentliche Leben und die Wahrheit wirkt! In den Sakramenten der Kirche nimmt ER uns hinein in die kosmische Wirklichkeit, die alle Zeiten überdauert und die die Seine ist. Eckstein ist Jesus Christus selbst, wie ER sich immer in der Kirche gezeigt hat, durch die mündliche und die schriftliche Tradition der Kirche, in den manchmal dunklen "Spiegeln Gottes", den Heiligen, die von der Kirche gerichtet, gereinigt, gefördert und verehrt werden. Denn in den Heiligen lebt das Nicht-Abstrakte, Nicht-Ideologische, nicht der Glauben, sondern die Person, nämlich: die Person Gottes, Jesus Christus.
 
Alles Christ-Sein ist nicht ein Christentum. Christus spricht: Wo ich war, soll ER werden. Ein sog. "Christentum" – das haben Religionswissenschaftler der Aufklärung daraus gemacht, die selber schon Heiden waren. Christ-Sein ist kein "-tum", sondern ist "Jüngerschaft", also: der heiligen Person folgen, den Vätern und Müttern der Kirche, es ist Übergabe, Weitergabe. Alles selbstgemachte Geglaube der Christen stößt in sich selbst nur an die eigenen Grenzen und die des Heiles Gottes, denn das sind Mysterien, die wir nicht begreifen. An sie müssen wir unser glaubendes Selbst und Ich hingeben. Das Ziel der kirchlichen Formen ist es, der Liebe Gottes genau zu entsprechen und nicht der menschlichen und nicht der eigenen!
 
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<![CDATA[Ist die Welt ein guter Ort, und wenn ja, warum nicht?]]>Tue, 18 Jan 2022 22:00:00 GMThttp://beile-ratut.de/blog/ist-die-welt-ein-guter-ort-und-wenn-ja-warum-nicht
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<![CDATA[Geistet um!]]>Thu, 30 Dec 2021 22:00:00 GMThttp://beile-ratut.de/blog/geistet-umVon da an fing Jesus an zu predigen und zu sprechen: „Geistet um, denn das Königreich der Himmel hat sich genaht.“ (Matthäus 4,17 – byzantinischer Text)

Wahrheit ist Übereinstimmung mit dem Einen, der ist, Wahrheit kann nie eine Theorie oder Idee sein, nichts, über das der Mensch verfügt; Wahrheit ist der Weg der Angleichung an Gott, wie er uns in Jesus Christus erschienen ist und in den Heiligen vorgelebt wird.

Der Christ darf Gott also nicht an seine Ideen anpassen, sondern er muss sich den sperrigen Lebensregeln Gottes anpassen, die unverändert seit 2000 Jahren auf uns kommen. Nicht der Mensch und diese Welt sind ewig, nicht einmal der Kosmos, sondern ewig und real ist allein Gott.

Der Mensch hat sich durch viele Revolutionen von Gott, der Wahrheit, abgelöst und besteht heute vehement auf der Unabhängigkeit seiner Erkenntnis von ihrem Gegenstand; so schafft er sich seine Inhalte selbst; der Sinn liegt dann in Wörtern, Erfundenem, wechselnder Moral oder einem innerweltlichen Begriff von Erlösung. Dabei kann natürlich, so gut man es auch meint, kein Christ entstehen, denn der dreieinige Gott ist kein Inhalt, über den der Mensch verfügt! Der heute herrschende Nihilismus mit seinem gleichberechtigten und beliebigen Sinn speist sich nicht aus äußeren Umständen – sein Fresstrog ist das Ich des Menschen, der das Seiende seiner Einsicht unterwirft.

Jesus Christus fordert daher ein „Umgeisten“ – das ist eine neue Wortschöpfung für ein zentrales Konzept christlicher Spiritualität, mit dem man sich im Westen schwertut. Christ ist nicht, wer etwas glaubt, denn Bewusstseinsinhalte retten nicht – Christ ist, wer in den Mysterien der Kirche auf die richtige Weise in Beziehung tritt zur Wahrheit. Die Tür ist Jesus Christus (Joh. 10,9).
 
Der heute herrschende Nihilismus mit seinem gleichberechtigten und beliebigen Sinn speist sich nicht aus äußeren Umständen – sein Fresstrog ist das Ich des Menschen, der das Sein seiner je eigenen Einsicht unterwirft. Jesus Christus fordert daher: „Tut Buße!“. Im byzantinischen Bibeltext heißt es: „Geistet um!“. Ein „Umgeisten“ – das ist eine neue Wortschöpfung für ein zentrales Konzept christlicher Spiritualität, mit dem man sich im Westen schwertut. Christ ist nicht, wer etwas glaubt. Denn Bewusstseinsinhalte retten nicht – Christ ist, wer in den Mysterien der Kirche auf die richtige Weise in Beziehung tritt zur Wahrheit. Die Tür ist Jesus Christus (Johannes 10,9). •

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<![CDATA[Wissenschaften oder Vom Ausverkauf der Wahrheit an die Macht.]]>Wed, 29 Dec 2021 22:00:00 GMThttp://beile-ratut.de/blog/wissenschaften-oder-vom-ausverkauf-der-wahrheit-an-die-macht
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<![CDATA[Wissenschaft, Wissen. Und die Menschwerdung Gottes.]]>Fri, 24 Dec 2021 22:00:00 GMThttp://beile-ratut.de/blog/wissenschaft-wissen-und-die-menschwerdung-gottes
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<![CDATA[Demokratie, die Welt, Schlaraffenland. Und Gott]]>Sun, 05 Dec 2021 22:00:00 GMThttp://beile-ratut.de/blog/demokratie-die-welt-schlaraffenland-und-gott
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<![CDATA[Inhalt oder Macht]]>Thu, 11 Mar 2021 22:00:00 GMThttp://beile-ratut.de/blog/inhalt-oder-machtInhalt oder Macht? Das ist sicher die entscheidende Frage, die uns beschäftigt seit dem Paradies und der Lüge der Schlange: „Ihr werdet sein wie Gott“. Macht ist wie eine Matrix, sie lenkt unsere Vorstellungen und unser Verhalten; als Verführte lassen wir uns dann einweben in menschengemachte Systeme, deren Anforderungen wir verinnerlichen, in denen wir leben und denen wir zu genügen suchen. Hin und wieder dringen Anfragen an uns heran, die das System anzweifeln. Doch oft bleiben wir eine Antwort schuldig und wehren ab, das fällt nicht weiter auf.

Wer meint, zum System zu gehören und keine Fragen zulassen will, braucht hier nicht weiterzulesen – für ihn ist dieser Text nicht bestimmt.
 

Macht ist bloß ein leeres Formalprinzip und ohne konkreten Inhalt; sie ist die sinnleere, moderne, weltliche eine Lösung für alle Probleme. Es heißt dann: „Der Mensch machts!“ Im Deutschen – welch ein Glücksfall! – verrät schon das Wort „Macht“, dass es von „machen“ kommt. So ist die Menschenzentrtiertheit von Macht offenbar und damit die Verhaftung in Halbheit, Lüge, Neid, Gier, Gewalt, kurz: Sünde. Hatte einst – welch ein Segen! – der heilige, durch und durch gute Gott allein „die Macht“, soll, nachdem man Gott abgeschafft hat, der Mensch alle Macht haben, es ist ja auch sonst keiner mehr da.

Gott lehnt seit jeher „die Macht“ ab: Er lässt sich kreuzigen und töten, lässt Seine Schöpfung vergewaltigen, ja, Er lässt zu, dass in dieser Welt Böse die Macht übernehmen – um sie am Ende mit einem einzigen Hauch und Halbvers zu beseitigen (Offb. 20,9b) und so zu zeigen, dass alle Macht nichts ist, nichtig und wertlos, weil allein Er sie hat.

Macht kann sich mit allem und jedem verbinden, Inhalt nicht. Macht ist wie Geld: Geld steht auch für alles, es hat in sich keine Bedeutung, man kann es weder essen noch davon leben, nur indirekt – und doch scheint es jeder zu brauchen, dieses „Leben um die Ecke herum“.

Man kann das Leben auch nicht selber „machen“, und warum es sich vor dem einen auf eine bestimmte Weise entrollt und vor dem anderen ganz anders, weiß man nicht, kaum einmal liegt es überhaupt in der eigenen Hand. Selbstermächtigung erweist sich damit als Illusion im Hinblick auf das „Eigene“, genau wie jede Macht Illusion ist im Hinblick auf das „Andere“, denn für das Leben spielt Macht keine Rolle – man kann niemanden zwingen, einen bestimmten Weg zu gehen oder nicht zu gehen, nicht zwingen zur Annahme eines Geschenks noch zum Verschenken, nicht zum Denken eines Gedankens noch zur Ablehnung desselben, nicht zur Liebe noch zum Leben. Zwingt man ihn aber doch, ob durch Drohung, Lüge oder Manipulation, so tut man dem Menschen Gewalt an.
Macht löst Probleme nicht wirklich, sie beseitigt sie höchstens und vernichtet und schafft damit neue. Da Macht an sich keinen Inhalt hat, kann sie allem dienen, dem Bösen wie dem Guten. Macht ist in sich abstrakt, deshalb ist sie für das Heil unbrauchbar; für Christen ist ihr Gebrauch sogar höchst gefährlich, wie man immer wieder sehen kann selbst an den besten Christen, wenn sie Macht haben oder sobald ihnen Macht übertragen wurde.

Da diese Welt auf Macht ausgerichtet ist, erlernt man Anpassung und Vorteilsnahme von Kindesbeinen an – nur beherrscht es der eine besser als der andere, und wer nicht mitmacht, ist schnell draußen. Umtriebe der Macht erkennt man meist erst dann, wenn man sich dem System entzieht.

Macht ist eng verknüpft mit dem So-geworden-Sein der Person, die sie ausübt, ohne das Werden und das Wesen eines Menschen ist sie nicht zu denken; das Ich ersetzt, was der Macht an Inhalt mangelt – und das Ich krankt an der Ursünde; als das Unvollkommene, Bedürftige, Hungernde ist es voller Gier nach dem „Sich füllen“, der Überdeckung der inneren Leere.

Da die Macht nur jene strahlen lässt, die sich an die von ihr gesetzten Regeln halten, richtet sie sich gegen das Leben. Sie schaut nicht auf die Person, sondern auf Übereinstimmung mit ideologisch Gewolltem. Die Karrieristen in einem System wissen genau, wie sie sich die Vorteile sichern und die Nachteile umgehen; sie wissen, was sie sagen und wie sie reden sollen, mit wem sie Seilschaften bilden, wen sie meiden und über wessen dumme Witze sie lachen müssen. Aber auch wenn einer in diesen menschlichen Systemen zu einer ungeheuren Machtfülle gelangt, ist er doch meist ein armer Wurm, seiner Freiheit und Würde beraubt, man kann ihn nur bedauern.

Die Moderne neigt dazu, alle Unterschiede – und damit die Probleme – aufzulösen zu abstrakten, leeren Begriffen; an die Stelle der Unterschiede tritt ein Abstraktum, das die Unterschiede nivelliert und über ihnen schwebt. Solch ein Abstraktum ist „Macht“. In der Gesellschaft ausgeübt, ist sie ein totalitäres Prinzip, dazu grausamer als alles, was es zuvor zwischen Einzelpersonen auf dieser Erde gab, denn sie lässt Unterschiede des Inhalts nicht zu. Die Auseinandersetzung um das Andere wird dann nicht mehr ausgetragen im (manchmal kriegerischen) Wettstreit, auch nicht demokratisch ausgehandelt, sondern durch die Macht neu gesetzt. Zwang tritt dann an die Stelle der Freiheit – was dem Einheitsprinzip eines solchen Denkens nicht „freiwillig“ gehorcht, wird gezwungen.

Macht lässt überall alle Unterschiede schwinden. Alle sollen nun gleich sein, ohne es aber je zu sein. Gleiches Nebeneinander jedoch ist tödlich, unkommunikativ und Anlass zu Streit; Gleichberechtigung ist in seinem Fundament asozial, da sie zum Sozialdarwinismus überleitet.
Die Mächtigen suchen die Einheit der Welt im Formalen, denn dann können sie ungehindert herrschen. Der Mensch ist nun nicht mehr Mensch aufgrund seiner Inhalte, seiner Kultur, etc., sondern weil die äußere Erscheinung ähnlich ist. So meint man dann, der Afghane wäre wie der Sachse, der Mann wie die Frau oder Landbau in Indien wie Landbau in Finnland. Wie dumm das ist, fällt nicht auf – im Gegenteil: Das ist Strategie.

Wir hören, die EU lasse alle Unterschiede der Kulturen zu – tatsächlich aber findet das Gegenteil statt: überall dieselben Normen, dieselben Produkte, dieselbe Kultur. Ist es nicht im Christentum anders gewesen?

In der Welt haben sich alle Unterschiede verloren, wurden durch die jeweilige Macht weggeregelt. Geblieben ist: „Dasselbe für alle überall“; ein Konkretes wurde zum Allgemeinen, „Heil für Alle“ lautet es verkürzt, „alle kommen in den Himmel“; und wir erinnern uns an „Ein Volk, ein Reich, ein Führer“.

Innerhalb dieses totalitären Denkens hält sich die Lüge von der Wahrung der Unterschiede dennoch hartnäckig. Warum glaubt man ihr? Wahrscheinlich liegt es daran, dass „das Andere“ und „die Unterschiede“ uns Angst machen; lieber wollen wir uns selbst im anderen bespiegeln. Schon in der Ehe ist das ein Problem. Da ist es doch angenehmer, sich selbst in mehreren und vielen zu spiegeln – so bleibt einem die Auseinandersetzung mit dem Anderen erspart. Lieber viele Götter und Ideen als eine und Einen, es regiert die Angst. Die selbstvergessene Liebe zu leben als Überwindung der Unterschiede, weil diese in Schöpfer und Schöpfung eingeschrieben sind, diese Gotteswirklichkeit des Christentums wird geleugnet, abgelegt und ist verloren.
 
Wo kein Inhalt ist, muss man auch nicht miteinander ringen; und nun garantieren leere Phrasen und a-Personalität sogar den Weltfrieden. Doch was für ein Friede ist das? Es ist die Lüge unserer Zeit, wenn die Mächtigen beteuern, unter ihrer Herrschaft, unter ihrer Macht blieben alle Unterschiede gewahrt. Die Geschichte hat bisher nur den Beweis des Gegenteils erbracht, selbst bei der besten Absicht, die Einzelne gehabt haben mögen. Gemeint ist ja in Wahrheit immer noch: „Alle sollen so werden, wie ich bin.“ Macht wird nämlich immer ausgeübt von geistig eng begrenzten, beschränkten Individuen, die für ein paar Jahre sich selbst als absolut setzen; sie können auch gar nicht anders, weil sie den Gott über sich abgeschafft haben und ihnen systembedingt jedes Verständnis für andere und jede Demut fehlt. Ihr Selbst ist ihnen Gott, sie sind selber Gurus und Götter.  

Leert man alle Inhalte aus und erhebt leere Begriffe zum universell geltenden Prinzip, so sind der Macht keine Grenzen mehr gesetzt, denn der Mächtige muss sich nicht mehr mit echten Personen befassen noch echte Fragen beantworten. Vor diesem Hintergrund wird nun alles zusammengeführt, es wird überall den reinen Formalien unterworfen, die dann das gesamte Leben prägen – und die kulturvernichtend sind. WHO, WEF (World Economic Forum) und UN samt einem entleerten Christentum der Ökumene und des „Einen für Alle“ formulieren Strategien für alle Menschen, Ideen von der Transformation ihrer Lebenswelt – all das ist faschistoid und folgt einer rein ökonomischen Logik.

Weil Inhalte nicht wichtig sind und alles Personale eingeebnet ist (denn es sind ja alle gleich), muss man sich nicht mehr mit der Wirklichkeit befassen; dann werden „anderslautende“ Standpunkte rigoros abgewehrt. Begründen kann man es nicht und muss auch nicht. Doch je inhaltsloser unsere Welt geworden ist, umso schmieriger und klebriger die Denunziation. Einen Einwand kann man jetzt getrost abtun mit einem Argument ad personam, als „Verschwörungsmythos“ oder den Kritiker mit der „Nazi“-Keule zum Schweigen bringen. Dass der Kaiser nackt ist, bemerkt heute nicht einmal mehr das kleine Mädchen, denn von Kindesbeinen an lernen wir zu hantieren mit den Phrasen, die man zur Sicherung des eigenen Fortkommens daherzuplappern hat.
 
Der inhaltslose, unkonkrete, vom Aristotelismus geprägte Westen ist dem Formalismus verfallen; er vernachlässigt Inhalt, Zusammenhang und die Ausrichtung, die eine Sache logisch erst zu einer Sache machen. Die Aufklärung setzt das Vertrauen in die Sinne; sie sagt, was gleich aussehe, das wäre auch gleich. C. G. Jung mit seinen Archetypen folgt ebenfalls dem Prinzip „gleiche Erscheinung – gleicher Inhalt“. Kategoriale Feststellungen wie z.B. „Homosexualität“ weisen diesen grundlegenden Denkfehler auf – per Namensgebung werden Zusammenhang und Ziel ausgeklammert. Die Zuweisung „Das ist Homosexualität“ (oder was auch immer) ist keine glückliche Wahl, sondern eine Auswahl; aufgrund der Vielgestalt des Lebens und der dahinterstehenden noch viel größeren Vielgestalt des Menschen reicht es jedoch nicht aus, sich lediglich mit dem Phänomen zu beschäftigen, denn diese Klassifizierung anhand der Phänomene dringt nicht unter die Oberfläche, sondern kategorisiert nach dem Anschein einer Sache und hilft nicht weiter, denn dazu müsste erkennbar sein, zu welcher Fehleinschätzung der Wirklichkeit Gottes das jeweilige Phänomen führt.

Für den Staat ist die Frage nach der Wahrheit nicht lösbar, weil er die Religion abgeschüttelt hat; folglich kann er heilsentscheidende Fragen auch nicht beantworten und ändert daraufhin die Gesetze, ordnet sie inhaltsleeren Zielen wie „Gleichberechtigung“, „Gesundheitsschutz“ oder „Freiheit“ unter. Ihm ist das Ziel aus dem Blick geraten, und auch die Führer der westlichen „Kirchen“ und „Konfessionen“ verstehen ihre eigene Botschaft vom Heil Gottes nicht mehr, sondern übernehmen die Regeln der Welt als göttliche und stimmen ihnen zu, da sie selber keine andere Ordnung ihres Geistes mehr anerkennen. So schließt sich der Kreis der Heillosigkeit der Welt, die keine Lösung mehr findet außer der des Zulassens der Macht ihrer Menschen. Jeder Mensch ist nun dadurch „erlöst“, dass er Macht hat (Empowerment). Das erwiesenermaßen Monströse dieser Einstellung wird geflissentlich übersehen; man erfährt sich selbst nicht als bedürftig, will sich auch nicht dafür halten, sondern sieht sich berufen zum „Macher“ und „Gestalter“ – und darum sind die Früchte der Macht unumgänglich und stets Monströsitäten aller Art.
 
Wenn dagegen wie im Christentum die Formen mit konkreten Inhalten gefüllt sind, haben es die Mächtigen schwer, denn sie müssen sich an die Inhalte halten und damit die Würde der Person wahren. Daher hat man die Inhalte bekämpft – Erbsünde, Sünde, Dreieinigkeit, Gott, Staat, Recht, Gerechtigkeit, Kultur, Tradition usw. – und sie mittels Toleranz aufgelöst in Vieldeutigkeit und Beliebigkeit. Wer dem nicht folgt, wird kaltgestellt, totgeschwiegen, sozial erledigt, aus dem Weg geräumt.

Die Geistesgeschichte können wir also auch begreifen als Kampf der Macht („Mächte und Gewalten“) gegen Gott; und nun versteht man auch, warum Gott selbst unbedingt durch Verrat und Verleumdung, Folter, Kreuz und Tod den Weg der Machtlosigkeit gehen musste.
 
Die Wiederherstellung zum „Ebenbild Gottes“ – der Eingang und Zugang zum Himmelreich – setzt ebenfalls formal etwas voraus: nämlich das ständige Überspringen des Ich mit seinen Leidenschaften, also die ständige Selbsttranszendierung, die in der Beichte gegeben ist oder im Mitleben des Kirchenjahres mit seinen Gebets- und Fastenzeiten und Festen. Das Formale hat hier aber immer seinen Inhalt, hat Person und Ziel: Christsein ist ein konkreter Inhalt. „Christus“, „der dreieinige Gott,“ das sind keine leeren Umschreibungen.

Wenn es um die Inhalte geht, kann man die Unterschiede nicht auslassen; man muss hinschauen, sich damit beschäftigen und sich der Wirklichkeit aussetzen – und nach dem Unterscheiden entscheiden. Dabei ist Gott universal, der Mensch aber nicht. Die Universalität Gottes ist etwas völlig anderes als die Universalität des Menschen und der Menschheit, die ohne Gott zum totalitären Faschismus werden muss.

Hülsen, Formalismus, Phrasen, sinn- und inhaltsleere Strategien sind das Handwerkszeug der Macht; sie füllt sie mit den Inhalten, die ihr selber in die Hände spielen. Diese Macht ist heute global, ungebremst, rücksichtslos und gesichtslos. Begegnen kann man dieser leeren Welt der Macht nur mit einem Sprung in die Inhalte; von ihnen her und auf sie hin muss man sprechen und leben, alles andere ist Unrat der Dämonen. In der Welt dagegen werden die dümmsten und längst überwundenen Einfälle wieder hervorgeholt durch die nachgeborenen neuen Eliten, denen man nicht mehr die bewährten Inhalte beigebracht hat, sondern das Streben nach persönlichen Zielen und nach Macht. Welch ein großartiger Trick!
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<![CDATA[Die Antwort]]>Wed, 30 Sep 2020 21:00:00 GMThttp://beile-ratut.de/blog/die-antwort​Es gibt keinen Grund, von der Welt Gerechtigkeit zu erwarten, denn sie ist nicht gerecht, manchen Menschen widerfährt Gerechtigkeit, sehr vielen jedoch nicht. Es gibt auch keinen Grund, die Welt für gut zu halten, denn das Gute ist launig, das Unheil aber allerorts. Das Unheil ist nicht nur ein Verbrechen, das sich weit entfernt in einem finsteren Winkel zuträgt, die Krankheit, die nur den Nachbarn dahinrafft, oder die Seilschaften, mit denen sich ein Ehrgeiziger an den Talentierteren vorbei in den Ruhm hangelt, das Unheil ist in das Getriebe dieser Welt gepresst, es ist ein alles umfassendes System, eine Engführung zum eigenen Glück, eine Direktive zur Vorteilsnahme und der Entschluss des Menschen, sich selbst zu retten, um jeden Preis. Ein Ziel des Lebens wird nirgendwo noch gebildet, jeder solle für sich selbst herausfinden, was das je sei. So streben die Menschen nach persönlichem Glück und dem Gelingen ihrer Pläne. Weil der Mensch die Welt nicht überblicken kann und ihre Verdorbenheit nicht sieht, auch nicht sehen will und das Verdorbene höchstens als revidierbaren Fehler betrachtet, als einen Pickel, den man ausdrücken kann, weigert er sich, die Welt zu verwerfen. Sie verwerfen, das sei nur etwas für die Pessimisten und Schwarzseher. Weil er sie nicht verwerfen kann, muss der Mensch nun sein Glück in ihr suchen.

Nur sehr wenige Menschen haben wirklich Glück, sind glücklich. Alle aber, die in der Welt und von der Welt ihr Glück suchen, unterwerfen sich damit auch den Gesetzen dieser Welt, sie buckeln und liebäugeln, um Karriere zu machen, hofieren, um an Vorteile zu gelangen, steigen nach, wo sie Honigtöpfe wähnen, gehen faule Kompromisse ein, weichen von der Wahrheit ab, glauben der Geschichtsschreibung, der Legendenbildung, den Experten und Ergebnissen des Ringens um Mehrheiten und Macht. Dann schaut man nicht mehr hin, hört nicht hin, sondern sieht nur, wie die Welt zu sehen lehrt, und hört, wie die Welt zu hören lehrt. Da die soziale Welt aber krank ist, bedeutet das, nicht mehr richtig zu sehen und nicht mehr richtig zu hören. Die Antworten der Welt sind – wie könnte es anders sein? – innerweltlich, und auch eine Kirche, die sich als Teil dieser Welt sehen will, hat sogar dort, wo sie von vordergründig von ewigen Wahrheiten spricht, nur noch innerweltliche Antworten zu bieten. Weitestgehend bleibt das Unheil somit bedeckt, die Massen spüren es, empfinden Unbehagen. Regelmäßig meint man dann, den Antichristen verorten zu können, mal in der einen Bande, mal in der anderen. Die Abwehr des Unheils richtet sich auf das Einzelne; dann wirft man ein paar Tropfen auf den heißen Stein des Unheils in der Welt und kokettiert höchstens noch mit christlichen Tugenden als Erweiterung der Wege zum persönlichen Glück – die Existenz Gottes und sein Handeln erklärt man längst schon aus den Bedürfnissen des Menschen. Der labt sich an seiner neuen Stellung im Kosmos, will sie sich nicht mehr nehmen lassen, selbst dann nicht, wenn die täglichen Notwendigkeiten seine Wahrnehmung einpferchen auf materielle Fragen, wenn die Engführung des Lebens ihn niederdrückt und er erkennt, dass die Welt keine Antwort hat. Denn die Welt hält ihm auf allen Kanälen ein Bild persönlichen Glücks entgegen. Die alternative Welt Gottes, sein Königtum, ist abgeschafft. Der neue Mensch feiert sich selbst, der Gottesdienst ist auf ihn hin angepasst, die gesellschaftliche Ordnung soll seine „Freiheit“ nicht behindern, „Menschenrecht“, ganz ohne Gott, ihn würdigen. Dabei hat das Elend in der Welt nicht abgenommen, sondern kulminiert im Drängeln des vereinzelten Menschen um einen Platz im Schlaraffenland.

Drückt einmal der Schuh, führt ein Psychotherapeut hin zu einem Selbst, das affirmiert gehört, schon den Kindern bringt man bei, dass mit ihnen alles in Ordnung sei, selbst wenn das nicht so ist; damit ist Sünde, wenn überhaupt, zum Einzelding geworden, der Mensch wird als im Prinzip gut angesehen. Jeder soll nun nach eigener Façon glücklich werden, fragt man aber den Therapeuten, den Pfarrer, den Guru, worin wirkliches Glück denn bestünde, so hat der keine Antwort. „Der Weg ist das Ziel“, heißt es hier, „Carpe diem!“, dort, wieder andere rufen: „Dein Seelenkern ist göttlich!“ oder „Ziel des Lebens ist die Erhaltung deiner selbst“, und alle sind sich einig: „Das musst du ganz allein für dich selbst herausfinden!“. So entbrennt ein Wettkampf des Ich um Erfüllung und Erfolg. Da es kein Oben und Unten mehr gibt, keine Bindung an Tradition und diese nur noch als etwas Totes angesehen wird, ist der Mensch wie eine hungrige Ziege, die man von der Herde getrennt hat, von Raubtieren eingekreist. Vom Dröhnen medialer Bilder umgeben wird dieses menschliche Tier nun mal in die eine, mal in die andere Richtung gelockt, längst sind mediale Darstellungen dabei nicht mehr Ausgeburten der Vernunft, wohl zehren sie aber noch von Zeiten, als sie es manchmal vielleicht noch waren. Dabei ist die Frage, welche Idee am meisten lockt, längst zu einer Frage des Geldes verkommen, das in die medialen Bilderwelten geblasen wird.

Die Betonung der Rechte des Menschen führt dazu, die Verschiedenheit der Menschen aufzuheben, denn in einer Welt ohne Gott gibt es kein anderes ordnendes Prinzip, das alle würdigen könnte, als das Einplanieren der Menschenmassen auf ein leicht kontrollierbares Mittelmaß an Verhalten, Geschmack, Ausdruck und Absicht. Diese Welt zerstört sich selbst.

Ein Christ aber hat keine Ausrede mehr, da er sein Ziel nicht in sich selber hat, hat er keinen Grund mehr, sich etwas vorzumachen. Dann sieht er unter bitteren Tränen die eigene Verdorbenheit und mit flammendem Entsetzen die Verdorbenheit der Welt. Dann schaut er wieder hin und hört hin, er lernt zu sehen, wie die Kirche zu sehen lehrt, und hört, wie Kirche zu hören lehrt. Da die Kirche die Tür zum Reich Gottes in Christus öffnet, bedeutet das, richtig zu sehen und richtig zu hören. Die Antworten der Kirche sind – wie könnte es anders sein? – nicht die Antworten dieser Welt. Das Ziel ist es nun, Gott zu lieben, Ihn zu schauen, daher kann er nicht anders, als diese Welt auszuscheiden und die andere Welt Gottes zu suchen. So unterstellt er sich der Tradition der Kirche, die ihn in ihren sperrigen Ordnungen in die Verehrung Gottes hineinführt, weg von sich selbst. Die Göttliche Liturgie ist die Antwort, in diesen Stunden überwinden wir inneres und äußeres Unheil in Gott, im Sprechen und Beten, Singen und Riechen und Schmecken der großen Einheit außerhalb und über unserer Welt.]]>
<![CDATA[Die Tür zur Vollkommenheit]]>Mon, 22 Jun 2020 15:11:18 GMThttp://beile-ratut.de/blog/die-tur-zur-vollkommenheitAlles Menschliche und auch das menschliche Denken sind willkürlich und arbiträr. Solange wir das hinnehmen, werden in der Folge auch unsere Gefühle und unser gesamtes Leben willkürlich und arbiträr. Wir leben im Stand der Selbsttäuschung und lassen uns nach Gefühl, Kultur, Wissen und Logik verleiten, nehmen angenehme Lügen an und geben sie als Wahrheit aus und werden von allen anderen Menschen in unseren Leidenschaften und Halbwahrheiten bestärkt, in denen diese ebenso festhängen – höchstens findet noch hier und da eine Unterscheidung nach traditionellen moralischen Maßstäben statt, so dass die Leidenschaft des Kinderschänders anders bewertet wird als die Leidenschaft des Feinschmeckers.

Christen haben mit dem Kampf gegen alle Leidenschaften den Kampf gegen die Selbsttäuschung aufgenommen. Geht es doch darum, seinem Selbst zu entsagen, sein Kreuz auf sich zu nehmen und Christus nachzufolgen. Im mit der Natur gegebenen Zustand der Selbsttäuschung, ohne die Gnade Gottes, sehen wir nicht klar, und selbst noch unter der Gnade ist es ein langer, steiniger Weg, die täglich notwendigen Unterscheidungen richtig zu treffen und den Kampf eigener Umkehr zu führen, um Dinge, Gedanken und Gefühle in uns loszulassen.

Lehrt die große Mehrheit der Theologen und Kirchenleute nicht aber das Gegenteil? Sie führen ein in die Optimierung des Menschlichen; christliche Wahrheit sei nur Beiwerk des Menschen, sein Besitz und eine Art menschliche Erkenntnis (Gnosis). So ist die Moderne nicht mehr beim biblischen Glauben der Jungen Kirche, sondern beim eigenen Denken des Glaubens und ja, sogar beim Fühlen des Glaubens gelandet. Anhaltspunkt des Gelingens soll nur menschliche „Glaubensfreude“ sein – und diese dann Selbstbezeugung der „Authentizität des Bekenntnisses“, also Gottes selbst. Glaube versinkt im Kampf um Macht in der Welt in instrumentalisierten seelsorgerlichen Aspekten und ethischen Zielen, und durch das Ausbuchstabieren von Machtfragen festigen diese Gnostiker ihren Anspruch auf eine bessere Welt. Errettung der Seelen meint dann Lebenserhaltung um jeden Preis und pervertiert in der Ökumene zum Alle-glauben-an-denselben-Einen.

Selbstaufgabe (nicht bloß Hingabe) dagegen erscheint als schier unmögliche Herausforderung Gottes in einer Welt, in der Autorität und Hierarchie weitestgehend abgeschafft sein sollen, das Wort „Ich“ wesentlich höher steht als das Wort „Wir“ und der Mensch kaum mehr für etwas anderes lebt als für sein eigenes Glück. Selbstaufgabe steht dem Geist der Welt diametral entgegen, kaum einer will noch ihre Notwendigkeit erkennen. Stattdessen usurpiert man sein angebliches Geliebtsein von Gott und betont die Rechte des Menschen, seinen Anspruch auf Glück als Bedürfnisbefriedigung – der Mensch als Tier.

Diese gottfreie Orientierung am Menschlichen und seinen Bedürfnissen war immer schon der Nährboden der Selbsttäuschung, und der Teufel ist bestrebt, uns darin einzuspannen und unsere nach Befriedigung strebenden Gefühle so richtig in Schwung zu halten. So erscheint der Widersacher Gottes als ausgeglichen lächelnder Engel – und hält uns in unserem selbstgewollten Untergang. Abhängigkeiten und Versklavung werden verkittet, doch die tödlichen Früchte erscheinen den Modernen als Errungenschaft und Segen ihres irdischen „Gottes“, als Durchbruch des Humanums.

Die Perspektive ist verdreht: Man will zu Gott kommen, weil Er uns liebt. Gott als verliebter Narr, dem man gnädig die Hand reicht. Da Gott jedoch die einzige ewige Wirklichkeit ist und alles andere vergänglich, also auch wir, ist Er der einzige Ort, an den man sich überhaupt sinnvoll wenden kann („Wohin sollen wir sonst gehen?“, Joh. 6,68). Entscheidend ist nicht die Liebe Gottes, sondern unsere Liebe zu Gott, die sich darin ausdrückt, dass wir nicht mehr den eigenen Willen tun, sondern Seinen und noch mehr. Soldaten und Maschinen gehorchen, Christen tun viel mehr als das.

Die Herausforderung eines Christen in der heutigen Welt besteht also darin, die Kirche zu finden, die dient, indem sie ihn durch die Mysterien und das kirchliche Leben der Anbetung und des Gebets mit der Gnade Gottes in Berührung bringt und so zu etwas anderen als zu einem Menschen macht – nämlich zu einem Christen. Auf diesem Weg darf man sich nicht abschrecken lassen, Ziel ist die Errettung der Seelen in die Ewigkeit, das Eintreten in das Königtum Gottes – nicht das sorglose Leben in Wohlbehagen. Wo wir in unserer menschlichen Autonomie und der Befriedigung unserer Leidenschaften bestärkt werden, müssen wir also alarmiert sein!

Die Wirkung der von Gott abgefallenen „Geister“ wird nur dadurch abgewehrt, dass wir unsere Selbsttäuschung annehmen und bekämpfen, unsere Leidenschaften und Sünden missachten lernen und so langsam in die Gnade Gottes hineinwachsen. Von den zehn Menschen, die Jesus heilt, geht nur einer zurück, um Gott zu danken. Was ist mit den anderen neun? Theologen, Gurus, Therapeuten und viele Kirchenleute kreisen um den Menschen, seine Erfolge, Glück, Denken, Handeln und Fühlen, obwohl für Gott dabei nicht wirklich etwas gewonnen ist, wenn man eine Wunde versorgt oder irgendeine menschliche Erkenntnis erlangt. Wäre man weiter, wenn endlich Frieden, Wohlstand und Glück auf Erden wäre? Nein! Denn das Elend wird in jedem Kind neu in die Welt geboren. Und wie viele Probleme gibt es, die sich gar nicht lösen lassen! Was wir heute an Auflösung von Gesellschaft und Familie erleben, wird in den Menschen so tiefe Verluste verursachen – keine Therapie wird so schnell dagegen ankommen. Daher hat die echte Errettung des Menschen zum Christsein auch nicht mit dieser Welt und mit uns selbst für uns selbst zu tun, sie ist auch kein Denken oder Fühlen, keine Erkenntnis, keine Theorie, keine Methode, kein (Natur-)Gesetz oder Menschenrecht, keine perfekte Moral oder fromme Mystik, sondern sie besteht im Erleben der Person Gottes im Leben der Kirche, in ihrer Liturgie und den Mysterien; und jeder, der sich vom Geist leiten lässt, führt den Menschen nicht zu sich selbst, zum eigenen Denken und Fühlen, sondern zum wahren christlichen Glauben der Kirche, er lädt dazu ein, aus der Sicherheit der eigenen Selbsttäuschung hinauszuspringen in die Unsicherheit des echten Glaubens.

Christsein bedeutet, in Gott die Kraft zu finden, an der eigenen Sünde vorüberzugehen, nicht zurückzuschauen, die eigenen Leidenschaften zu übergehen, sich von sich selbst zu befreien, sich selbst zu verschenken, Christus nachzufolgen und Gott zu verehren. Es ist das Überspringen jeder Therapie. Auf dem Weg der echten Nachfolge sieht ein Christ, wie sündig er wirklich ist, er wehrt jede verführende Selbsttäuschung, Halbwahrheit und Lüge immer wieder ab, darum ist das Wissen um die eigene Unzulänglichkeit das Fundament allen Gebets. Wir sind nicht deshalb Christ, weil Gott uns liebt, sondern weil wir selber Gott lieben. Wir sind Christ, weil wir dem danken, der uns heilt und die Tür zur Vollkommenheit und Heilung aufgemacht hat in seiner Person und für uns offen hält bis heute in und durch die Kirche. Denn die Wahrheit der Mysterien ist eine Person und keine Lehre, sie besteht nicht aus Wörtern (Verkündigung oder Botschaft), sondern aus dem personalen Logos im Fleisch, und teilt sich uns nicht über Wörter mit, sondern über das Erleben der Person Gottes. Diese Person ist im Geist und in der Wahrheit in der immer gleichen vollkommenen Göttlichen Liturgie greifbar, sie ist bei uns und nimmt uns in sich auf, immer wieder, jedes Mal. Ob wir es fühlen, wahrnehmen, erkennen oder nicht – egal. Es ist so. Allerdings bringen wir uns selbst um die Früchte dieses Hineingenommen-Werdens in Gott durch Gott in der Kirche, wenn wir bockig sind und nicht hören wollen. Doch das ist unsere Verantwortung und Zeichen unserer Menschlichkeit, die zu überwinden ist, denn Christus ging ans Kreuz, die Märtyrer in die Arenen – bis heute.
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